Bibi Xanom Moschee, Samarkand
Nach dem erfolgreichen Feldzug Timurs gegen Indien wurde die Moschee über 5 Jahre gebaut und im Jahre 1404 fertig gestellt. Timurs Idee war, mit der Bibi Xanom Moschee alles in anderen Ländern Gesehene zu übertreffen. Architekten, Künstler und Handwerker aus vielen östlichen Ländern waren bei dem Bau beteiligt. Zweihundert Steinmetze aus Aserbaidschan, Fars, Hindustan und anderen Ländern arbeiteten am Innern der Moschee, während 500 weitere Arbeiter in den Bergen bei Pendjikent die notwendigen Steinblöcke produzierten und nach Samarkand schickten. So verwendeten Meister und Handwerker aus verschiedenen Teilen der Welt all ihr Können auf den Bau dieser Moschee.
Großartige Gebäude flankierten einen rechteckigen Innenhof von 130 x 102 Metern, der mit Marmorfliesen gepflastert war. An der Westseite befand sich die Hauptmoschee, an den Nord- und Südseiten standen kleinere Moscheen. Eine überdachte Galerie bot den Pilgern Schutz. Den Eingang zum Hof bildete ein hohes Portal mit zwei Minaretten, die 50 Meter hoch waren. Die Mauern aller Gebäude war mit mehrfarbig lasierten Backsteinen verziert, die geometrische Ornamente und religiöse Aphorismen bildeten. Das Innendekor bestand aus Maljokamosaiken, bearbeitetem Marmor, bedrucktem Papiermaché und Vergoldungen.
Als Timur von einem seiner Feldzüge zurückkehrte, war er jedoch mit der Moschee nicht zufrieden und ließ die Baumeister Hodja Mahmud David und Muhammed Djelda verhaften und zum Tode verurteilen. Sie wurden hinter dem Siab-Kanal gehängt, am Fuße des Chupanat.
Noch heute existiert eine Legende über den Bau von Bibi-Xanom: Die Ehefrau Timurs, Bibi Xanom, wollte ihren Mann bei der Rückkehr von einem seiner Feldzüge überraschen und rief die besten Baumeister und Künstler zu sich. So begann der Bau der Moschee unverzüglich. Die Mauern wuchsen schnell und Bibi Xanom besuchte die Baustelle immer öfter. Sie bat den Hauptarchitekten, die Arbeiten voranzutreiben, doch durch die Schönheit der Königin betört, trieb er die Arbeiter nicht an. Mittlerweile machte die Nachricht von Timurs baldiger Rückkehr die Runde. Die Königin war rasend vor Eile. Da sprach der Baumeister: „Die Moschee wird rechtzeitig fertig sein, aber…dafür geben Sie mir einen Kuss.“ Die Königin war entrüstet: „Ich will dir jede meiner Gefolgsfrauen geben. Warum schaust du mich die ganze Zeit an? Sieh diese unterschiedlich farbigen Eier: Sie haben zwar verschiedene Farben, aber wenn du sie aufschlägst, sind sie nicht alle gleich? So sind wir Frauen.“
Doch der Architekt führte einen Gegenvergleich ins Feld: „Ich will dir antworten. Hier sind zwei Gläser. Eines mit köstlichem Wasser gefüllt, das andere mit Weißwein. Sie sehen gleich aus, doch wenn ich sie mit meinen Lippen berühre, entzückt mich das eine mit flüssigem Feuer, so dass ich das andere nicht schmecke. Das ist Liebe.“
Timur war nicht mehr weit und die Besessenheit von Bibi-Xanom kannte keine Grenzen. Die Überraschung für ihren Mann war in Gefahr. Außerdem war der Baumeister der Legende nach jung und hübsch. Und sie willigte ein. So näherte sich der Architekt ihrem Munde und im letzten Moment versuchte sie sich durch ihre Hand zu schützen. Doch der Kuss war derartig leidenschaftlich, dass die Liebesglut sich durch ihre Handfläche fraß und einen purpurnen Fleck auf ihrer Wange hinterließ.
Ein paar Tage später erreichte Timur die Stadt. Vor seinen Augen erhoben sich prächtige Kuppeln und Minarette in die Höhe. Doch sein Glück war getrübt: Als er das Zeichen des Kusses auf der Wange seiner Frau erblickte, wurde er wütend. Bibi-Xanom erzählte ihm die Wahrheit. Sofort wurde nach dem Übeltäter gesucht. Dieser war aber schon aus der Stadt geflohen. Doch Bibi-Xanom sollte von einem der Minarette zu Tode gestürzt werden. Sie bat darum, all ihre Seidenkleider vor dem Sturz anziehen zu dürfen, was ihr gewährt wurde. So schwebte sie wohlbehalten zu Boden und der Fallschirm war erfunden.
Das ist die Legende. Die Geschichtsschreibung erwähnt den Namen Bibi-Xanom nicht, der wirkliche Name von Timurs Lieblingsfrau war Sarai-Mulk-Xanom. Den Titel „Bibi“ erhielt sie wegen ihres fortgeschrittenen Alters.