Ulugbek Observatorium
Zwischen den historischen Monumenten in Samarkand nimmt das Observatorium eine besondere Stellung ein. Es wurde von Ulugbek in den Jahren 1428-1429 auf einem der Hügel der Chupanat-Kette erbaut. Laut Baburs Beschreibung war es ein dreistöckiges Gebäude, verkleidet mit schönen lasierten Ziegeln, 46 Meter im Durchmesser und 30 Meter hoch. In der Haupthalle wurde das Instrument zur Beobachtung von Sonne, Mond und anderen Himmelskörpern installiert. Zu seiner Zeit war dieses Observatorium eine einzigartige Konstruktion. Die Grundlage des Observatoriums bildete ein gigantisches Goniometer (vertikaler Kreis) mit einem Radius von 40,21 Metern. Dieses sextantenartige Instrument war mit erstaunlicher Präzision am Längenkreis in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet. Kontrollinstallationen moderner Astronomen belegen dies. Die Größe des Instruments, die glückliche Konstruktion und die wissenschaftliche Erfahrung Ulugbeks und seines Mitforschers resultierten in einer erstaunlich exakten astronomischen Beobachtung.
So trug Ulugbek zur astronomischen Aufstellung „Zidji-Gurgani“ bei, die auch unter dem Namen „Sternentafel des Ulugbek“ bekannt ist. Ein ganzes Heer von großartigen Wissenschaftlern arbeitete an diesem Werk bis ins Jahr 1437. „Alles was Observation und Erfahrung über die Planetenbewegungen zutage fördern, soll in diesem Buch festgehalten werden,“ schrieb Ulugbek. So wurden in dieser Arbeit die Grundlagen der Astronomie von den Wissenschaftlern des Ostens niedergeschrieben.
Die Genauigkeit der Beobachtungen ist deshalb besonders erstaunlich, weil sie ohne optische Instrumente mit dem bloßen Auge angestellt wurden. Die Sternentafeln enthalten die Koordinaten von 1018 Sternen und sind noch in unserer Zeit sehr von Nutzen. Ulugbek und seine Wissenschaftler errechneten die Dauer des Sternenjahres mit 365 Tagen, 6 Stunden, 10 Minuten und 8 Sekunden. Der tatsächliche Wert beläuft sich auf 365 Tage, 6 Stunden, 9 Minuten und 9,6 Sekunden. Demnach beträgt die Abweichung weniger als eine Minute!
Nach Ulugbeks Tod wurde das Observatorium zerstört und von religiösen Fanatikern geplündert. Erst im Jahre 1908 fand der Archäologe Vyatkin erste Belege, in denen die Position des Observatoriums erwähnt wurde. Unglücklicherweise sind nur der untere Teil des Sextanten und das Fundament des Gebäudes erhalten. Aufgrund von gefundenen Dokumenten schufen Wissenschaftler ein Modell des Observatoriums.
Das bemerkenswerte Wissenschaftszentrum wurde zerstört, die wertvolle Bücherei geplündert und die Wissenschaftler verjagt. Die Scheichs proklamierten auf dem Hügel das Grab von „Vierzig Jungfrauen“ und bauten dort ein Mausoleum, das ein Ort der Wallfahrt wurde und den Heuchlern große Profite bescherten. Auf diese Weise versuchte die Priesterschaft von Samarkand, durch religiösen Wahn solche Pioniere der heutigen Wissenschaften wie Ulugbek zu unterdrücken.